Vegan mit Kleinkind - Nr.2

Wie wir unseren Weg finden

Seit inzwischen sieben Jahren leben mein Partner und ich vegan. Seitdem wir Kinder haben, wissen wir, dass ein „erwachsenes“ Veganer-Dasein im wahrsten Sinne ein Kinderspiel ist gegen ein veganes Baby- und Kleinkind-Leben. Unsere ganz persönlichen Erfahrungen und individuellen Problemlösungen möchten wir mit anderen (werdenden) Eltern teilen.

 


von Kerstin Ahlborn

FOTO: PRIVAT


Bauernhof

Vor Kurzem waren wir einige Tage auf einem Bauernhof. Während Lina euphorisch die Kühe fütterte und den Kälbchen die Milcheimer brachte, überkamen uns Schuldgefühle, weil wir dieses System der Tier-„Nutzung“ nicht unterstützen wollen. Doch am darauffolgenden Tag sahen wir Kühe mit Kälbchen auf der Weide, und beim nächsten Stallbesuch fragte Lina, warum die Kühe eingesperrt seien und die Kälbchen nicht bei ihren Müttern trinken dürften. So kam es zu einem ersten Gespräch, etwa um ihr zu erklären, dass die Milch eigentlich für die Kälbchen bestimmt ist und nicht für uns Menschen.


Babybrei

Inzwischen ist auch Max im Breialter angekommen, und im Gegensatz zu seiner großen Schwester lehnt er Gemüse völlig ab. Unsere Sorgen um seine Nährstoffversorgung konnte die Kinderärztin uns nehmen: Solange er noch nach (seinem) Bedarf gestillt wird, erhält er auch alle notwendigen Vitamine. Sobald er weniger Muttermilch trinkt, sollen wir jedoch B12 supplementieren (über Ankermann-Tropfen, wie auch Lina sie bekommt). Da er Obstbrei gut isst, versuchen wir nun, ihm allmählich Hirse und Hafer für die Eisenversorgung unterzumischen, und geben ihm gelegentlich Hafermilch mit Kalzium, die er mit großer Begeisterung trinkt. Ein hilfreicher Ratgeber ist für uns „Vegane Küche für Kinder“ (Christina Kaldewey).

Erziehung

Oft werden wir gefragt, ob wir unsere Kinder „vegan erziehen“. Uns erscheint der Ausdruck immer etwas befremdlich, weil es nach Zwang und Bevormundung klingt – also genau dem Gegenteil einer freien Meinungsbildung. Wir wollen Lina und Max vorleben und später auch erklären, wie und warum wir vegan leben, sodass es für die beiden ganz normal ist, ohne tierische Produkte zu leben. Dass vegan „normaler“ sein kann als Fleisch, sehen wir bereits an Lina: Als es kürzlich in der Kita Hackfleischbällchen gab, fragte sie, ob sie auch so ein „Tofu-Bällchen“ haben könne. (Sie bekam eins – probieren darf sie immer –, war danach aber weiterhin der Meinung, dass es Tofu sein müsse.)


Süßigkeiten

Auf dem Spielplatz, bei Ausflügen oder beim Spieltreff: Irgendwann kommt von Lina die Frage, ob sie etwas Süßes haben darf. Natürlich haben wir in ihrem Babyalter gehofft, dass sie sich für immer mit Gurkensticks und Apfelschnitzen begnügt, aber das hat sich – wie bei fast allen Kindern – nicht bewahrheitet. Umso glücklicher sind wir darüber, dass es mittlerweile ein breites Sortiment an veganen Kinder-Snacks gibt, die auch bei omnivoren Kindern super ankommen. Inzwischen haben wir immer Quetschtüten, Frucht-Riegel, Dinkel-Bällchen usw. dabei, um über das Nachmittagstief hinwegzuhelfen.




fazit:

Wir versuchen ohne Druck und Verbote durch bloßes Vorleben die Ernährung unserer Kinder zu beeinflussen. Im Baby-
alter funktioniert das perfekt, doch wir haben gemerkt, dass es ab dem Kleinkindalter möglich und hilfreich ist, die Kinder mit der Realität der Tierhaltung zu konfrontieren, um ihnen zu vermitteln, warum wir vegan leben. Wir merken, dass der spannende Teil der Erziehung voller Fragen und Diskussionen gerade erst beginnt.