
„Ich wollte fast lieber sterben, als Veränderungen zuzulassen“
Robert Löchelt hatte sich mit einer besonders schweren und schmerzhaften Form von Rheuma fast
aufgegeben. Bis zum veganen Neustart
Interview: Christine Albert
FOTOS: PR
Dass der heute 30-jährige Robert Löchelt kerngesund ist und als veganer Koch seine Berufung gefunden hat, grenzt auf den ersten Blick an ein Wunder. Ärzte hatten ihn für unheilbar krank erklärt, sein Leben war ein täglicher, schmerzhafter Überlebenskampf. Bis eine radikale Ernährungs- und Lebensumstellung alles änderte. Wie es dazu kam, wie er Körper und Geist grundlegend wandelte und warum vegane Kost zu seiner Leidenschaft wurde, verrät der sympathische Brandenburger in diesem Interview.
Der Weg zum NEUSTART
Die Ärzte haben bei dir 2006 die seltene entzündliche Erkrankung Adult Morbus Still diagnostiziert, eine chronische Form von Rheuma, die in Schüben auftritt und zu enormen Gelenkentzündungen, Deformierungen sowie schweren Hautreizungen führt. Du saßt teilweise im Rollstuhl und es gab keine Aussicht auf Heilung. Eine Empfehlung lautete aber, auf Fleisch zu verzichten.
Welches Wissen hattest du von einem möglichen Zusammenhang von Ernährung und Gesundheit?
Darüber hatte ich mir bis dahin keine Gedanken gemacht und stattdessen alle möglichen Medikamente gegen die Krankheitsschübe eingenommen. Von vegetarischer oder gar veganer Ernährung wusste ich schon gleich gar nichts.
Nach der ärztlichen Empfehlung dachte ich, ich könnte es ja mal ausprobieren und zumindest auf Schweinefleisch verzichten, weil es hieß, es würde den Körper am meisten übersäuern. Der Effekt war überraschend positiv – bis der nächste Krankheitsschub mit schwersten, wirklich unaushaltbaren Schmerzen auftrat. Trotzdem kam ich nicht auf die Idee, noch mehr an meiner Ernährung oder meinem Lebensstil zu verändern. Da muss ich ganz ehrlich sein: Ich gehörte zu den Menschen, die fast lieber sterben, als Veränderungen zuzulassen. Wir machen uns oft im Leben zum Sklaven unserer Geschmäcker und Gewohnheiten.
Dein letzter Ausweg war im Juni 2010 der Besuch bei einem Heilpraktiker, der dir dazu riet, Seminare über Gesundheit, Yoga, Meditation und Ernährung zu belegen. Wie hat sich dein Leben daraufhin verändert?
Alles in meinem Leben hat sich verändert! So richtig zum Vorschein kam die Veränderung ab Oktober 2010, als ich in einem Seminarzentrum im Harz gelebt habe, umgeben von Bergen, reiner Luft und klarem Wasser. Diese wunderschöne Natur war und ist immer noch sehr wichtig für mich. Durch diese Rahmenbedingungen werden unglaubliche Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert. In dieser Umgebung begann ich außerdem, mich ausschließlich vegan und biologisch zu ernähren. Das setzte eine Entgiftung in Gang, die schon nach wenigen Tagen zu deutlichen Verbesserungen führte. Nach langer Zeit empfand ich wieder Lebensfreude und wurde körperlich leistungsfähiger als je zuvor. Auch mein Heuschnupfen verschwand. Und ich entdeckte meine große Leidenschaft: das vegane Kochen.

Zeit in der Natur, Einklang von Körper und Geist, vegane, basische Ernährung:
Robert Löchelts Weg zurück ins Leben
Welche Schlüsselerfahrungen hast du im Seminarzentrum gemacht?
Ich habe gelernt, dass es im Leben wichtig ist zu teilen. Die eigenen Gedanken und Gefühle können viel Heilung erfahren, wenn man anfängt, nicht immer nur an sich zu denken, sondern auch an seine Mitmenschen und ihnen etwas zu geben. Es heißt ja nicht umsonst: Geben ist seliger denn Nehmen.
Es ging also auch darum, eine innere und äußere Balance zu finden?
Genau! Man kann nur gesund und glücklich sein, wenn man Körper, Geist und Seele in Einklang hält. Der Körper muss durch Ernährung, Sport und Natur, so gut es geht, unterstützt werden. Den Geist sollte man immer positiv ausrichten und in Erfahrung bringen, was man im Leben wirklich will. Wenn wir auf unsere Seele achten, führt sie uns zu Dingen im Leben, die uns glücklich machen und erfüllen.
Konntest du auch deine Erfahrungen hinsichtlich der Ernährung verinnerlichen und aus dem Seminarzentrum in dein weiteres Leben mitnehmen?
Absolut! Heute ernähre ich mich nicht nur vegan, sondern auch basisch und nehme einen sehr hohen Anteil an Antioxidantien zu mir. Ich trinke grüne Smoothies, verzichte auf Zucker, trinke keinen Kaffee, keinen Alkohol und rauche nicht. Ich esse auch viel Rohkost und nehme abgestimmte Nahrungsergänzungen zu mir, die meine Gelenke und Haut stärken. Heute bin durchtrainiert und kann sogar wieder meinem Kindheitstraum nachgehen, dem Fußballspielen.
Wie sieht heute dein Tagesablauf aus?
Direkt nach dem Aufstehen trinke ich ein großes Glas Wasser, das nicht zu kalt sein darf. Dann nehme ich ein kleines Schnapsglas Magnesiumchlorid zu mir und meditiere mindestens eine Stunde, weil der Geist am Morgen noch nicht so viele Eindrücke gesammelt hat. Nach der Meditation mache ich einige Körper-, Atem- und Bauchübungen. Es folgen Kraftsport und Yoga. Danach gehe ich für 30 Minuten an die frische Luft. Als Belohnung gibt es dann einen großen leuchtgrünen Smoothie, der mir ebenfalls viel Kraft gibt und lange satt macht.
Und deine vegane Berufung hast du zum Beruf gemacht …
Ja, ich habe mich als veganer Koch selbstständig gemacht. Ich gebe Kochkurse und bin auch privat buchbar. Außerdem schreibe ich gerade an meinem ersten Buch, das dieses Jahr noch erscheinen wird. Ich erzähle dort meine Geschichte vom eher unbewussten zum bewussten Leben; und es wird auch vegane Rezepte beinhalten. Mein größter Traum ist aber, in einer TV-Kochshow kochen zu dürfen.
Hast du Tipps für einen leichten Start ins vegane Leben?
Fragt auf jeden Fall Menschen, die sich damit auskennen und schon einige Zeit so ernähren. Wichtig ist, sich selbst darüber klar zu werden, warum man das macht. Die sozialen Netzwerke sind voll von veganen Rezepten und Köchen. Aber man muss sich auch darüber im Klaren sein, dass jeder Geschmack anders ist, jedes Produkt anders ist. Lest Bücher, gute vegane Magazine wie Vegan für mich und besucht Kochkurse. Lasst euch beim Einkaufen inspirieren, denn das vegane Angebot gerade im Bioladen wird immer größer. Gebt nicht gleich auf, nur weil es vielleicht nicht sofort so funktioniert, wie man es sich vorstellt. Schließlich hat man sich viele Jahre zuvor auch anders ernährt. Es ist eine Umstellung, in die man natürlich auch ein bisschen Zeit investieren sollte.
Was möchtest du anderen Menschen aus den Erfahrungen, die du in deinem Leben bisher gemacht hast, mitgeben?
Geld ist nicht alles, und es lohnt sich nicht, sich totzuarbeiten. Das Leben bietet viel mehr, als nur zu arbeiten, zu essen und zu schlafen. Macht Dinge, die euch Spaß machen. Seid offen für Neues, denn das bringt euch weiter. Das Leben ist da, um sich zu entwickeln. Es ist nicht immer planbar. Seid glücklich im Hier und Jetzt. Unser Leben findet nicht morgen statt, sondern in jedem Augenblick!
Weitere Infos:

VEGAN IM NETZ
Egal ob Twitter, Instagram, Facebook oder YouTube: Der vegane Koch aus Brandenburg ist in den sozialen Netzwerken sehr präsent und gibt Tipps für einen veganen Lebensstil. Besonders Robert Löchelts YouTube-Kanal kann jedem ans Herz gelegt werden, der sich vegan ernähren möchte oder es bereits tut. Mit vielen Anregungen für leckeres und gesundes veganes Kochen zu Hause.
YouTube: Robert Löchelt
Instagram: robert_loechelt
Twitter: RobertVegan
Facebook: Robert Köchelt Vegan TV