Interview mit Peter Hübner: Alle können diesen ethischen Weg gehen

Peter Hübner, ehemaliger Metzger, Tierrechtsaktivist, über vegane Fleischalternativen

 


von Beate Förster

FOTO: PETER HÜBNER



Warum hast Du den Metzger-Job an den Nagel gehängt?

Meine Fleischer-Lehre Ende der 1980er sollte Grundlage einer Kochausbildung sein. Fleischverarbeitung gehörte nach meinem Verständnis zum Grundwissen. Innerhalb der Ausbildung landeten Fleischstücke zur Verarbeitung auf meinem Tisch, die mich anwiderten. Abszesse wurden nur sehr dünn entfernt, der Rest wurde verarbeitet. Weiße Punkte im Fleisch deuteten auf den Einsatz von Elektrotreibern hin – u.v.m. Bis dahin kannte ich nur Fleisch aus der Landschlachtung, wo den Tieren ein einigermaßen gutes Leben beschieden war. Aber solch schlechte Zustände hatte ich bis dato nicht gekannt. Meine Zeit am Schlachthof war geprägt von Brutalität gegen Tiere und Menschen sowie Akkorddruck. Alkohol war für viele ständiger Begleiter. Nach der Ausbildung arbeitete ich nicht mehr in der Branche, beteiligte mich aber noch an Landschlachtungen. Gegen Intensivtierhaltung wollte ich schon damals kämpfen, obwohl ich weiterhin Fleischesser blieb. Zielsetzung damals war für mich eine adäquate Tierhaltung zu bewirken.

 


Welche Ziele hat die Initiative „Metzger gegen Tiermord“?

Wir wollen mit unserem Fachwissen durch Vorträge, Schulprojekte, Talkrunden und Recherche aufklären und zeigen, dass jede und jeder den Weg des ethischen Einklangs mit anderen Lebewesen gehen kann. Veganismus ist nicht nur etwas für Frauen und Studierende. Jeder kann sein Handeln ändern. Wir merken, wie sehr diese Initiative von der Gesellschaft, auch außerhalb der veganen Szene, wahrgenommen wird. Seit März sind wir als Tierrechtsorganisation MgT e.V. als gemeinnütziger Verein anerkannt.

 

Warum essen Veganer pflanzliche Wurstersatzprodukte?

Hier spielt die Konditionierung eine gewaltige Rolle. Man wird schon von Kindesbeinen an zu den Fleischprodukten geführt. Die ersten Begegnungen mit Undercovervideos lassen auch Fleischessern das Blut in den Adern gefrieren. Aber sie wissen nicht, wie sie sich ohne tierische Produkte ernähren können. Genau hier spielen die veganen Produkte eine gewaltige Rolle, weil es für fast alles inzwischen gute vegane Varianten gibt. Es wird somit die Möglichkeit des sanften Umstiegs angeboten und viele gehen diesen Schritt.

 

Ein weiterer Vorteil ist, dass man bei gesellschaftlichen Anlässen, wie z.B. beim Grillen bei Freunden u.ä., einfach seine „Wurst“ oder sein „Steak“ auf den Grill legen kann, ohne sofort ausgegrenzt zu sein. Nach und nach finden weitere persönliche Entwicklungen statt und man reduziert auch diese Fleischersatz-Produkte immer mehr.

 



ZUR PERSON:

Peter Hübner ist zweiter Vorsitzender des Vereins "Metzger gegen Tiermord e.V.": www.metzger-gegen-tiermord.org