Omega 3. Die optimale Versorgung für Senioren

Je älter Menschen werden, desto größer wird das Risiko für bestimmte Erkrankungen, die teilweise auch auf Ernährungsgewohnheiten zurückzuführen sind

von Carmen Hercegfi

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Viele Senioren fühlen sich heute im besten Alter. Pflanzenbasierte Kost und eine gute Omega-3-Versorgung können helfen,

körperlich und geistig fitter zu sein und dies auch länger zu bleiben


Welche Alterserscheinungen und Erkrankungen können auch mit einem Omega-3 Mangel zusammenhängen?
Typische Alterskrankheiten, bei denen Omega-3 helfen kann, sind Demenz, rheumatische Erkrankungen und Depressionen.

 

Welchen Einfluss hat eine gute Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren auf Demenz – und welche Fettsäure ist in der Therapie am wichtigsten?
Das Wichtigste ist in allererster Linie die Demenzvermeidung. Das bedeutet, geistig und körperlich beweglich zu bleiben und sich zudem gut mit Omega-3 zu versorgen, damit es gar nicht erst dazu kommt. Demenz steigt im Alter exponentiell an. Omega-3 kann die Demenzgefahr laut Studien – zu den Quellenangaben s. Weblink am Ende des Beitrags – um zwei Drittel bis drei Viertel verringern. Hier ist besonders DHA wichtig. Da Algenöl im Vergleich zu Fischöl höhere DHA-Anteile hat, ist man hiermit am besten versorgt. Wichtig: Die Versorgung mit Omega-3 wird nur bei einer leichten Demenz hilfreich sein. Ist die Krankheit bereits weit fortgeschritten, ist keine deutliche Verbesserung mehr zu erwarten.

 

Unter Senioren gibt es die höchsten Suizidraten. Kann die Versorgung mit Omega-3 vorbeugen?
In einer Studie wurden die EPA-Spiegel von 100 Menschen nach einem Suizidversuch denen einer Vergleichsgruppen gegenübergestellt. Die Menschen mit Suizidversuch waren achtmal schlechter mit Omega-3 versorgt. Die Datenlage ist so überzeugend, dass mehrere ähnliche Studien auf den Weg gebracht wurden. Dazu passt, dass Omega-3 laut weiterer Studienergebnisse nachweislich vor Depression im Alter schützt.

 

Woraus lassen sich Rückschlüsse auf einen Zusammenhang zwischen dem psychischen Befinden und der Omega-3-Versorgung ziehen?
Unsere Gehirnsubstanz besteht zur Hälfte aus Fett mit einem Verhältnis zwischen Omega-6 und Omega-3 von 1:1. Die heutige Ernährung spiegelt jedoch eine viel ungünstigere Zufuhr dieser Fettsäuren zwischen 10:1 und bis zu 50:1 wider. Es gibt einige wissenschaftliche Studien, die eine antidepressive und anxiolytische Wirkung nahelegen, weshalb bei Depressionen und Angststörungen auf eine gute Versorgung geachtet werden sollte. Eine schlechte Omega-3-Zufuhr hat entsprechend Auswirkungen auf neurologische und psychische Vorgänge, wobei jeweils entweder EPA oder auch DHA vorrangig ist. Aus epidemiologischen Studien ist seit Langem bekannt, dass eine niedrige Zufuhr von Omega-3 mit der Nahrung oder ein niedriger Omega-3-Spiegel im Blut mit einer erhöhten Rate an Depressionen verbunden ist.

 

Wie kann Omega-3 bei entzünd­lichen Erkrankungen helfen?
Bei einer schlechten Versorgung mit Omega-3 kommt es in der Regel gleichzeitig zu einem ungünstigen Omega-6/3-Quotienten und damit verbunden zu einem schlechten Verhältnis der entzündungsfördernden Arachidonsäure (Omega-6) zur entzündungshemmenden Eicosapentaensäure (EPA/Omega-3). Dieses Ungleichgewicht kann mittel- bis langfristig entzündliche Erkrankungen begünstigen.

 

Kann Omega-3 auch typische Rheuma­symptome lindern?
Omega-3 kann laut Meta-Analysen Rheumasymptome massiv lindern und Symptomatiken wie Gelenkschwellungen, Morgensteifigkeit und Funktionsstörungen der Gelenke verbessern. Hierfür sind jedoch laut Studien höhere Dosierungen über einen Zeitraum von mehr als drei Monaten nötig.

 

Bei welchen sonstigen typischen Beschwerden bei Menschen ab ca. 60  Jahren kann Omega-3 helfen?
Etwa bei Bluthochdruck, Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen, Fettstoffwechselstörungen, Arthrose, Übergewicht und Osteoporose.

 

Anhand welcher Blutuntersuchung kann die aktuelle Versorgung mit Omega-3 festgestellt werden und was lässt sich daraus ableiten?
Um aussagekräftige Werte zu bekommen, sollte man ein komplettes Fettsäurenprofil bestimmen lassen. Die Erythrozytenmembran spiegelt das Verhältnis im Körper am besten wider. Die wichtigsten Ergebnisse aus dieser Messung sind der Omega-3-Index, der die prozentuale Menge von EPA und DHA zu den restlichen Fetten angibt (dieser sollte mindestens bei 8 liegen), und der AA/EPA-Quotient, der im Normalfall maximal 10 betragen sollte. Außerdem können die einzelnen Fettsäuren in der Analyse hilfreich sein, Ernährungsgewohnheiten ausfindig zu machen und damit zu verändern. Dies könnte etwa eine sehr hohe Zufuhr von Omega-6-Fettsäuren, gesättigten Fetten und Transfetten sein.

 

Welche Nahrungsergänzungsmittel sind empfehlenswert? Worauf ist bei der Dosierung zu achten?
Vegane Omega-3-Ergänzungen bestehen aus Algenöl – am besten aus der Mikroalge Schizochytrium, die über ein gutes Verhältnis von DHA und EPA verfügt. Einige führende Experten wie Dr. Volker Schmiedel, Autor des Buches „Omega-3 – Öl des Lebens“, kommen mit 2 mg EPA und DHA zu deutlich höheren Empfehlungen als die Deutsche Gesellschaft für Ernährung. Insbesondere bei bereits bestehender Krankheit und schlechten Ergebnissen aus der Blutuntersuchung werden vorübergehend auch therapeutische Dosen um 4 mg eingesetzt. In Studien, die erfolgreich im Zusammenhang von Depressionen und Omega-3 durchgeführt wurden, wurden Dosierungen von 3 mg verwendet.


// Studien //

Depressionen im Alter

Sinn N, Milte CM, Street SJ, Buckley JD, Coates AM, Petkov J, Howe PR: Effects of n-3 fatty acids, EPA v. DHA, on depressive symptoms, quality of life, memory and executive function in older adults with mild cognitive impairment: a 6-month randomised controlled trial. Br J Nutr. 2012 Jun;107(11):1682-93. doi: 10.1017/S0007114511004788. Epub 2011 Sep 20.

 

Suizid

Huan M, Hamazaki K, Sun Y, Itomura M, Liu H, Kang W, Watanabe S, Terasawa K, Hamazaki T: Suicide attempt and n-3 fatty acid levels in red blood cells: a case control study in China. Biol Psychiatry. 2004 Oct 1;56(7):490-6.

 

Cockayne NL, Duffy SL, Bonomally R, English A, Amminger PG, Mackinnon A, Christensen HM, Naismith SL, Hickie IB: The Beyond Ageing Project Phase 2–a double-blind, selective prevention, randomised, placebo-controlled trial of omega-3 fatty acids and sertraline in an older age cohort at risk for depression: study protocol for a randomized controlled trial

 

Marriott BP, Hibbeln JR, Killeen TK, Magruder KM, Holes-Lewis K, Tolliver BK, Turner TH; BRAVO Group: Design and methods for the Better Resiliency Among Veterans and non-Veterans with Omega-3’s (BRAVO) study: A double blind, placebo-controlled trial of omega-3 fatty acid supplementation among adult individuals at risk of suicide. Contemp Clin Trials. 2016 Mar;47:325-33. doi: 10.1016/j.cct.2016.02.002. Epub 2016 Mar 4.

 

Rheuma

Lee YH, Bae SC, Song GG: Omega-3 polyunsaturated fatty acids and the treatment of rheumatoid arthritis: a meta-analysis. Arch Med Res. 2012 Jul;43(5):356-62. doi: 10.1016/j.arcmed.2012.06.011. Epub 2012 Jul 24.

 

Galarraga B, Ho M, Youssef HM, Hill A, McMahon H, Hall C, Ogston S, Nuki G, Belch JJ: Cod liver oil (n-3 fatty acids) as an non-steroidal anti-inflammatory drug sparing agent in rheumatoid arthritis. Rheumatology (Oxford). 2008 May;47(5):665-9. doi: 10.1093/rheumatology/ken024. Epub 2008 Mar 24.


Demenz:
https://www.dr-schmiedel.de/video-omega-3-alzheimer/