Interview mit Nir Rosenfeld

Nir Rosenfeld will mit seinem Restaurant „Zeil-Kitchen“ und weiteren Restaurants Frankfurt veganer machen

 

 

Interview: Beate Förster

FOTOS: Zeilkitchen; Harald H. Schröder (1); Spychalski (1)

„Ich wusste gar nichts“

Was hat dich bewogen, dein Leben vegan zu gestalten?
Im September 2017 habe ich ein Video von Gary Yourofsky gesehen. Am nächsten Tag war ich vegan – fürs Leben. Zuvor war ich vier Monate lang Vegetarier. Doch meine Aufmerksamkeit richtete sich mehr und mehr auf das vegane Thema. Ich hatte mitbekommen, dass es dazu YouTube-Videos gibt.


Und dann hast du auch gleich den Speiseplan deines Restaurants veganisiert?
Ich habe zu mir gesagt: Super, du isst kein Tier mehr, du trägst keine Klamotten vom Tier mehr, gehst nicht mehr in den Zoo. Aber das Geld kommt von der Tierqual, weil ich ein Gastronom bin. Ich hatte drei Restaurants. Das war das größte Problem. Alle um mich herum haben gesagt: „Klar, du kannst vegan leben. Aber das Geschäft machst du weiter. Du kannst es dir nicht leisten, das alles zuzumachen!“ Doch ich habe gemerkt, es geht nicht. Ich habe meine Anteile an zwei Restaurants verkauft. Auch meine Anteile am Zeil Kitchen wollte ich verkaufen. Aber meine Geschäftspartner dort sagten zu meiner Überraschung: „Wenn du das vegan machen willst, dann mach es!“ 

 


Nir Rosenfeld (48) betreibt sein Restaurant in der Frankfurter Innenstadt auf der Haupteinkaufsstraße „Zeil“ seit 2010. Anfang 2019 stellte er den Speiseplan auf vegan um. Denn seit zwei Jahren ernährt er sich selbst rein pflanzlich. Auslöser dafür war ein YouTube-Video des Tierrechtsaktivisten Gary Yourofsky. Rosenfeld wurde klar, dass er sein Geld nicht mehr mit Fleischprodukten verdienen will.



Was bietest du nun an?

Jetzt ist alles zu hundert Prozent vegan. Alles habe ich veganisiert. Das heißt, der Caesar-Salat, Waffeln, Cappuccino, Latte macchiato, Eis usw. werden nun vegan gemacht. Ein paar Sachen habe ich von der Speisekarte gestrichen. Dafür habe ich andere Sachen in die Karte reingenommen. In Hamburgern ist nun der vegane Beyond-Burger statt Fleisch vom Rind. Auch der Moving-Mountains-Burger läuft sehr gut. Beide Burger sind aus Erbsenprotein.

 

Wie reagieren die Gäste auf das Angebot?

Die Veganer sind begeistert. Und die Nicht-Veganer sind auch begeistert. Der Laden läuft. Auf der Speisekarte steht hinten, dass alle unsere Speisen und Getränke auf Pflanzenbasis gemacht sind. Aber ich denke, die meisten Gäste bekommen das gar nicht mit. Sie kommen hier rein, bestellen ihren Cappuccino und denken, er enthält Milch. Aber es ist Hafermilch. Sie trinken und sagen: „Schmeckt.“ Die Stammgäste kommen weiter. Und auch Touristen und Gäste, die über die Zeil laufen, kommen rein. Das ist wie früher. Und wir haben neue Kunden gewonnen: Vegetarier und Veganer.

 

Sprichst du über die vegane Lebensweise?

Ich hatte im Restaurant ein Meeting mit den Mitarbeitern. Ich habe gefragt, ob sie wissen, was „vegan“ bedeutet. Manche wussten es nicht. Ich habe dann erklärt, dass ich mich entschieden habe, andere Lebewesen nicht mehr auszunutzen, aus ethischen Gründen. Und dass es auch Umweltgründe dafür gibt.

 

Die ganze ethische Dimension war neu für dich?

Ich wusste gar nichts. Dann habe ich Filme gesehen: Earthlings, Dominion … Als ich die Tierindustrie gesehen habe, war mir klar, ich werde vegan für mein ganzes Leben. Ich habe Kühe gesehen, die weinten. Genau wie eine Frau, der ihr Baby weggenommen wird, genauso reagiert die Kuh. Das ist heartbreaking.

 

Welche Pläne hast du?

In London gibt es fast an jedem zweiten Bus vegane Werbeplakate. Und in Tel Aviv habe ich Riesenplakate an Häusern und an der Autobahn gesehen. Dies hat mich auf die Idee gebracht: Ich würde gerne eine große Aktion hier in Frankfurt machen. Ob mit Plakaten auf Bussen, Häusern oder an der S-Bahn, das weiß ich noch nicht. Wenn man auf einem Riesenplakat zeigt, wie eine Mutter von ihrem Kalb getrennt wird, und zusätzlich ein paar Worte dazu schreibt, das können die Menschen nicht mehr ignorieren. Für so eine Aktion braucht man natürlich Geld. Aber es ist egal, was es kostet, es lohnt sich. Wenn man das Geld investiert in Erklärungskampagnen, das rettet viel mehr Tiere.

 

Hast du noch mehr vor?

Ja, natürlich. Ich habe meinen ersten Laden veganisiert. Und ich habe noch ein zweites veganes Restaurant in Frankfurt-Dornbusch aufgemacht: Balagan. Das ist auch zu hundert Prozent vegan. Bald kommt noch eine neue Location dazu, an einem dritten Platz. Und immer weiter. Allein oder mit jemandem, egal, Hauptsache, es ist für die Tiere. Ich bin Gastronom, ich habe das immer gemacht. Jetzt mach’ ich das weiter, aber mit viel mehr Power als vorher und nur vegan.


Restaurant Zeil-Kitchen

Zeil 92

60313 Frankfurt/Main

Tel. 069-21 65 56 65

www.zeil-kitchen.de