
… Erstliga-Torwart Andreas Luthe
Der 29-jährige Schlussmann des Bundesligisten FC Augsburg fühlt sich seit seiner veganen Ernährungsumstellung fitter, leistungsfähiger und ist weniger verletzungsanfällig
von Aleksandra Keleman
FOTOS: TIM@TREMARK-FOTOGRAFIE.DE; ALEKSANDRA KELEMANN; FRIEDRICH SCHLEHAN; STEFAN HONING PHOTOGRAPHY

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Du kommst vom Mittagessen mit der Mannschaft. Was gab’s heute für dich?
Diesmal gab’s Quinoa mit verschiedenen Gemüsesorten.
Isst du die Beilagen oder bekommst du Extra-Angebote?
Nein, nicht extra für mich. Der FC Augsburg achtet von selbst ein bisschen darauf, dass für jeden etwas dabei ist, und bislang komme ich hier sehr gut klar damit.
Ist der Koch für Anregungen offen? Hatte zum Beispiel er die Idee mit dem Quinoa – oder war das dein Einfluss?
Das war noch nicht mal mein Einfluss. Es gab vorher schon Spieler, die auf mehr pflanzliche Anteile geachtet und das schon etabliert haben, bevor ich kam. Da hab ich mich quasi ins gemachte Nest gesetzt und konnte direkt darauf zugreifen. Das war natürlich super.
Seit wann ernährst du dich vegan und wie kam es dazu?
Fast drei Jahre. Ich bin dahingekommen, weil ich extrem große körperliche Probleme hatte. Vor allem mit meinem Rücken, was bis dato meine absolute Schwachstelle war, und ich bin mit den Belastungen im Profibereich nicht ganz so gut klargekommen. Ich habe mich an irgendeinem Punkt gefragt: „Okay, was kannst du zusätzlich tun, damit du den Beruf so lange wie möglich ausüben kannst?“ Und dann hab ich mich informiert, reingelesen und bin dann relativ schnell zu der Entscheidung gekommen, dass vegane Ernährung das Richtige für mich ist. Bis dato die beste Entscheidung meines Lebens, denn von da an ging es sportlich besser. Ich bin seitdem nicht mehr so verletzungsanfällig und habe einfach ein gutes Körpergefühl. Wenn du täglich Höchstleistungen bringen musst auf dem Platz, dann ist das Körpergefühl das Wichtigste überhaupt. Du musst dich wohlfühlen in deiner Haut, damit du hundert Prozent Leistung geben kannst und das 350 Tage im Jahr. Das hat mir extrem geholfen und für mich gibt’s da in Zukunft auch keine andere Option mehr.
Tust du noch mehr, um deine Gesundheit zu fördern?
Ernährung ist ein wichtiger Baustein für alle Spitzensportler. Und die Vorbereitung sowie die Nach-bereitung der Trainingseinheiten gehört genauso dazu. Der Arbeitstag hört für uns eben nicht auf, wenn wir das Trainingsgelände verlassen. Du bist eigentlich verpflichtet, dich danach so zu versor-gen, dass du am nächsten Tag die gleiche Leistung bringen kannst, und das über mehrere Jahre.
Gibt es pflanzliche Kost, die du für dich ausgeschlossen hast? Zum Beispiel Gluten oder raffinierten Zucker?
Ja, also diese ganzen zuckerhaltigen Getränke, die es auch im Profisport noch gibt, die habe ich relativ schnell weggelassen. Ich trinke mittlerweile fast ausschließlich Wasser. Und bei Smoothies verquirle ich nicht wahllos alles miteinander, was es so gibt. Ansonsten bin ich sehr offen für alles und probiere auch viele Sachen aus.
Was stellen deine Spielerkollegen so für Fragen, wenn es um deine Ernährung geht?
Die Standardfragen sind „Wo kriegst du dein Protein her?“ und „Hast du überhaupt noch Kraft?“. Ich verweise dann immer auf meine Profilaufbahn. Ich habe viel erreicht in meiner Karriere, bin sehr zufrieden, was ich bislang aus meinem Körper rausgeholt habe, und das ist Nachweis genug, dass es sehr gut so geht.
Konntest du auch schon andere mit deiner Ernährung inspirieren?
Ich glaube schon, dass der eine oder andere ins Überlegen kommt, wenn er sieht, was ich mache und was er so macht. Aber ich werde niemanden bewusst darauf ansprechen und sagen, du musst dich jetzt so ernähren wie ich es tue. Ich kann nur, wenn mich jemand fragt, auf meine persönlich positiven Erfahrungen hinweisen, und dann muss das jeder für sich selbst entscheiden. Ich glaube aber, dass heutzutage viel mehr Menschen dafür offen sind als noch vor einigen Jahren.
Gibt’s noch Vorbehalte im Trainerteam?
Ich denke nicht. Ich habe bislang jedenfalls nicht davon erfahren. Ich glaube, dass das Trainerteam sowieso nur die Leistung auf dem Platz bewertet. Das ist auch das einzig Richtige. Alles darüber hinaus spielt einfach keine Rolle.
Haben dich ethische und ökologische Aspekte dazu gebracht, offener über das Thema zu sprechen?
Ich finde, man kann die Ethik nicht komplett rauslassen. Das wäre falsch. Wenn man an den Punkt kommt, das auf gesundheitlicher Ebene zu diskutieren, dann kommt auch unweigerlich irgendwann die Ethik ins Spiel. Und ist eigentlich nur ein weiterer Grund, es so zu tun, wie wir es tun. Der eine wird sich aus ethischen Gründen vegetarisch oder vegan ernähren und der andere eben aus ge-sundheitlichen Gründen. Für mich ist es eine Mischung aus beidem.

Andreas Luthe
Jahrgang 1987, ist Bundesliga-Torhüter beim Fußball-Erstligisten FC Augsburg (Vertrag bis 2020).
Vorher durchlief er seit 2001 alle Jugend-mannschaften des VfL Bochum und wurde 2012 zum Kapi-tän gewählt.
Parallel zum Fußball studiert er Betriebswirtschaft und Wirtschaftspsychologie in Hamburg.
2015 gründete er mit Ex-Fußballprofi Jonas Ermes die Initiative „In safe hands“. (www.insafehands.de). Seitdem spielen die beiden regelmäßig mit Flüchtlingskindern Fußball und bereisen
Flüchtlingscamps, um den Kindern Spaß, Sicherheit und Selbstvertrauen zu vermitteln.

Aleksandra Keleman
Die 23-jährige Studentin coacht als vegane Ernährungsbegleiterin Dutzende deutsche Profisportler. Ihre Botschaft lautet: Leistungsverbesserung durch reine Pflanzenpower