Geld oder Liebe?!

JobWechsel mit Herz und Glück

Karriere ist nicht alles: Helga, Diana und Johannes haben ihre sichere Anstellung aufgegeben und in veganen Jobs das Glück gefunden

von Vanessa Schäfer

FOTOS: Getty Images/iStockphoto - weerapatkiatdumrong; PR (3)


Auf der einen Seite Miete, Urlaub, Auto und Lebens­unterhalt, auf der anderen Seite eine Tätigkeit, von deren Bezahlung die Ausgaben gestemmt werden sollen: Das eigene Glück bleibt bei der Jobwahl oft auf der Strecke. Dabei hilft es, regelmäßig in sich zu gehen und sich zu fragen: Ist das eigentlich genau das, was ich will? Zur inneren Zufriedenheit haben Helga Fink, Diana Prinz-Wiebelskircher und Johannes Hoppner erst durch einen Jobwechsel gefunden. Alle drei hatten eine sichere Festanstellung und ein geregeltes Einkommen. Und doch tauchte in ihrem Leben der Moment auf, in dem sie ihre bisherige Tätigkeit infrage stellten – weil Körper und Geist darunter litten. Achtsam horchten sie in sich hinein und trafen alle die Entscheidung, einen Schlussstrich zu ziehen. Helga, Diana und Johannes entschieden sich stattdessen für sinnstiftende, vegane, nachhaltige Jobs und wählten den Weg in die Selbstständigkeit. Dasselbe Geld wie im alten Job haben sie zwar nicht auf dem Konto, aber sie sind reicher an Glück. Und wenn sie noch einmal vor der Wahl „Geld oder Liebe?!“ stünden, sie würden sich wieder für die Liebe entscheiden: einen Job mit Herz … und Glück.


Helga Fink:

Für Helga war es das Paradies, als sie 2012 bei einem Städtetrip in Hamburg mit ihrer Freundin Nora einen kleinen veganen Supermarkt entdeckte. Beide fragten sich: „Warum macht das keiner bei uns in Stuttgart?“ Kein halbes Jahr später eröffneten sie genau dort ihren eigenen veganen Laden „Die Kichererbse“. Helga ging anfangs zusätzlich noch teilzeitbeschäftigt ihrer Arbeit als Erzieherin und Streetworkerin in der Jugendhilfe nach. Das ließ sie irgendwann sein. „Ich hatte nie das Gefühl, durch die Selbstständigkeit ein Risiko einzugehen“, sagt die 36-Jährige heute. Im Gegenteil: Ihre alte Tätigkeit sei mit mehr Verantwortung, Druck und Belastung verbunden gewesen.

„Die Kichererbse“ ist mehr als ein kleiner Supermarkt. Für die Kunden ist es eine Anlaufstelle: Hier findet ein reger Austausch statt. Helgas und Noras Beratung über vegane Alternativen wird geschätzt. Im Sortiment sind ausschließlich Produkte von Herstellern, die die beiden für ethisch vertretbar halten. Direkt an der Kasse steht eine Spendenbüchse, mit der Tier- und Umweltschutz- sowie Menschenrechtsprojekte unterstützt werden. „Das gehört alles zusammen“, sagt Helga, die durch den eigenen Laden stundenmäßig nicht weniger arbeitet als früher in ihrer Festanstellung – allerdings mit einem Unterschied: „Heute arbeite ich nicht mehr. Heute mache ich mein Ding.“


Diana Prinz-Wiebelskircher:

„Der Job war klasse, die Kollegen und die Provision super“, blickt Diana auf ihre Zeit als Headhunterin zurück. Nach einem schlimmen MS-Schub vor einem Jahr überdachte sie ihr Leben und beschloss kürzerzutreten. Mit ihrer Tätigkeit ließ sich das nicht vereinbaren. Also ging die Sport- und Ernährungswissenschaftlerin zurück zu ihren Wurzeln und macht heute das, was ihre ungarische Großmutter schon getan hat – sie produziert Delikatess-Öle, vorwiegend aus saisonalen und regionalen Zutaten. Im Gegensatz zu ihrer Oma nicht nur für den Hausgebrauch. Diana vertreibt ihre Öle, Essige und Edelsalze unter dem Label ConceptionB! und bietet Verkostungen an. „Jede Veränderung beginnt in der Küche“, schmunzelt sie und bekennt: „Ich bin dadurch zufriedener, denn in dem Job stecken 100 Prozent meines Wesens und meiner Persönlichkeit.“


Johannes Hoppner:

Wenn Johannes Menschen bei einer seiner Wanderungen durch den Wald führt, hat er nicht das Gefühl zu arbeiten. Vor nicht so langer Zeit war das anders. Als Eventmanager bei einer Weinzeitschrift verspürte er mehr und mehr Leere in sich. „Es gab zu viel Routine, ich fühlte mich zunehmend unterfordert“, sagt der 33-Jährige. Er wechselte den Job, erfüllte sich parallel mit seiner Schwester mit dem veganen Restaurant „Hoppetosse“ in Mainz einen Traum – der so schnell zerplatzte wie eine Seifenblase. „Meine Schwester verstarb und ich stand mit der Trauer, dem Restaurant und der Ungewissheit, ob die Sache mit oder ohne Schulden ausgeht, allein da“, berichtet er. Prompt rutschte er in ein Burn-out, raffte sich aber wieder auf und fragte sich: „Was tut mir wirklich gut?“ Unter dem Namen „Kulin’abenteuer“ bietet er nun Workshops, Kochkurse, Achtsamkeitsübungen und Wanderungen an und ist zufriedener denn je: „Das Bewusstsein, dass man zum Glücklichsein außer sich selbst nicht viel braucht, ist für mich Luxus. Aber es erfordert auch Disziplin, auf sich aufzupassen.“



Was ist eigentlich selbst-Achtsamkeit?

Jan Eßwein, Experte für Achtsamkeit imBusiness: Grenzen und Visionen erkennen

Achtsam sein bedeutet, dass du voll und ganz bei dem bist, was du tust und erlebst. Es bedeutet zu bemerken, wer und was dich nährt, aber auch, welche Situationen dich belasten und wo deine Grenzen sind. Achtsamkeit beginnt damit, dass du deinen Körper, deinen Atem, deine Emotionen spürst und freundlich mit ihnen in Kontakt bist. Aber sie endet nicht dort: Achte auf das, was dein Herz schlagen lässt, welche Werte dich leiten und welche Visionen dich rufen! Deine Vision zu verwirklichen kann lange Zeit und viele Versuche brauchen. Das ist das Gleiche in der Meditation wie im Leben.



Wo findet man vegane, nachhaltige Jobs?

www.goodjobs.eu

Auf dem Portal lassen sich nachhaltige Stellen über die Suche auf vegane Treffer einschränken. Zudem werden nachhaltige Arbeitgeber vorgestellt.

www.vegane-jobs.de

Ob Vollzeitstelle, Ehrenamt oder Praktikum: Dieses Portal hält vegane Stellen bereit. Es befindet sich noch im Aufbau.

www.veggiecommunity.org

Das Portal ist keine reine Jobbörse. In der Gruppe „Vegane Stellen – vegan jobs“ treffen Jobanbieter und -suchende dennoch zusammen.