Um Tieren in Notlagen zu helfen, gründete Babette Wenzel den Verein „Flauschmenschen“ – vielfältige Unterstützung, die ankommt
von Beate Förster
FOTOS: BABETTE WENZEL

„Dexter ist unser erstes gerettetes Rind“, erklärt Babette Wenzel und tätschelt das stattliche Tier. „Wir haben ihn von einem Viehhändler freigekauft. Viele sagen zwar: ‚Ihr könnt doch nicht
Lösegeld zahlen. Damit ändert ihr nichts.‘ Doch für diese eine Tier ändern wir was“, argumentiert die 1. Vorsitzende des Vereins Flauschmenschen e.V. mit Sitz in Bochum. Um das schwarz-weiße
Holstein-Rind vor der Schlachtung zu bewahren, hatte sie innerhalb weniger Tage 800 Euro durch einen Facebook-Aufruf gesammelt.
Nach dem Freikauf kam der Jungbulle über Umwege zu einem Lebenshof der Tierschutzorganisation Rüsselheim e.V. in Fulda. „Und da lebt er jetzt mit ganz vielen Rindern zusammen. Er ist so ein
riesengroßer, schöner Kerl geworden. Ich besuche ihn ein paarmal im Jahr. Da er unser erstes Rind ist, habe ich eine besondere Beziehung zu ihm“, sagt Babette Wenzel. Kein Wunder, dass Dexter das
Banner des Flauschmenschen-Vereins ziert.
Dexter entging also dem Schicksal vieler Artgenossen. In der industriellen Tierzucht werden männliche Kälber oft mit 6 bis 12 Monaten geschlachtet, obwohl Rinder bis zu 25 Jahre alt werden
können. „Und die Mädchen eignen sich hervorragend zur Milchversklavung“, benennt Babette Wenzel das Los der weiblichen Rinder in der Massentierhaltung.
Es geht darum, z.B. Paten für die Tiere der Lebenshöfe zu finden
Alles fing mit einer Hunderettung an. „Ich hatte einen Aufruf mit einem Bild von Titus bei Facebook gesehen. Der Hund befand sich in einer Tötungsstation in Rumänien. Da habe ich mich sofort
gemeldet“, erzählt Babette Wenzel. Ein Tierschutzverein brachte ihn im Winter 2014 von Bukarest nach Bochum. „Eine Arbeitskollegin nannte Titus ‚Flauschmensch‘. Diesen Namen behielten wir, weil
er der Auslöser war zu allem“, berichtet Wenzel, die im November 2016 den Verein Flauschmenschen gründete. Der Hund weckte in ihr den Gedanken, viel mehr für hilflose Tiere zu tun.
Zu den Aufgaben des Vereins gehört es, Spendengelder zu sammeln. Die Vereinsmitglieder versuchen „das Geld möglichst breit zu streuen“ und möglichst vielen Tierschutzorganisationen finanziell
unter die Arme zu greifen. Vor allem denjenigen, die sich in einer Notsituationen befinden, soll geholfen werden. Es geht darum, beispielsweise Futter oder Notoperationen zu bezahlen, Paten für
die Tiere der Lebenshöfe zu finden – und eben Tiere vor der Schlachtung freizukaufen. Eine aktuelle Aktion besteht darin, jeden Monat einen Lebenshof mit Futterspenden zu unterstützen. Bedingung
ist, dass der Hof sich zur veganen Fütterung der Hunde bekennt. Durch die Aktion sollen mehr Menschen erkennen, dass Hunde vegan gefüttert werden können. Mittlerweile ernähren sich alle
Mitglieder im Verein selbst auch vegan. Einige Lebenshöfe werden mit veganen Futterspenden versorgt: etwa der „Begegnungshof in der Espe“ (Hattingen, Nordrhein-Westfalen), die Uwe Marche
Tierfamily (Kaiserstuhl, Baden-Württemberg) und der Verein „Weil Tiere lieber leben“ (Kissing bei Augsburg, Bayern).
Wichtig ist der „Flauschmenschen“-Vorsitzenden auch die Transparenz: Sie veröffentlicht Infos über die Futterspenden und Kopien des Zahlungsausgangs, damit alle sehen können, wie viel Geld der
Verein spendet. „Es gibt so viel zu tun. Ganz viele Tiere haben wir für die Organisation Rüsselheim e.V. freigekauft und bepatet. Die Soko Tierschutz unterstützen wir auch hin und wieder“,
erklärt Babette Wenzel.
Ihr Verein kauft auch Futter für diverse Organisationen, die Tauben versorgen, und bezuschusste den Bau einer Voliere für Tauben mit Handicaps. Auch beim Bau einer Klinik in Bukarest haben die
„Flauschmenschen“ geholfen, um streunende Hunde zu kastrieren. „Wir entscheiden oft kurzfristig, wen wir unterstützen, und wollen flexibel bleiben.“ Und durch Corona gebe es viele finanzielle
Engpässe – doch Tierschutz sei immer wichtig. Besonders freut sich die Tierschützerin, wenn Menschen ihre Ernährung auf vegan umstellen. Nach Veröffentlichungen über ihren Verein in der örtlichen
Presse riefen Menschen an, die Tiere auf einem Lebenshof finanziell als Paten unterstützen wollen. Durch diese Gespräche und durch die Beziehung zu den Patentieren, etwa zu den Rindern, finde oft
ein Umdenken statt. Sie erhalte dann Nachrichten wie: „Dankeschön, wir überdenken unser Konsumverhalten. Wir verzichten auf Fleisch.“ Mehr und mehr Tierpaten würden sich vegan ernähren. Die
Nachricht einer Tierpatin aus dem Vorjahr hat sie besonders gefreut: „Ein Jahr bin ich jetzt vegan. Ich habe es geschafft!“
SPENDENKONTO
Flauschmenschen e.V.
Sparkasse Bochum
IBAN: DE63 4305 0001 0017 0068 42
BIC: WELADED1BOC
Paypal: flauschmenschen@gmx.de
Website mit weiteren Infos:
www.vegan-fuer-mich.de/e-paper Nr. 5 2021, Seite 10-12

Babette Wenzel ist es eine Herzensangelegenheit, möglichst viele Tiere vor der Schlachtbank zu retten – wie Dexter, der nun mit anderen Rindern auf einem Lebenshof lebt.

Dexter ist das erste gerette Rind
des Vereins "Flauschmenschen e.V.".

Flauschmenschen e.V. bietet gegen
Spenden Windlichter an – Gläser
mit einer gehäkelten Hülle. Auch
dadurch können Tiere gerettet werden.