
Wie wir unseren Weg finden
Seit über sechs Jahren leben mein Partner und ich vegan. Seit unsere Tochter geboren ist, wissen wir, dass ein „erwachsenes“ Veganer-Dasein im wahrsten Sinne ein Kinderspiel ist
gegen ein veganes Baby-Leben.
Unsere ganz persönlichen Erfahrungen und individuellen Problemlösungen möchten wir mit anderen (werdenden) Eltern teilen.
von Kerstin Ahlborn
Bauernhof-Bücher
Wie alle Kinder scheint Lina von Bilderbüchern mit Tieren magisch angezogen zu sein – meist werden diese dort auf idyllischen Höfen gezeigt oder im Zoo hinter Gittern. Für uns ist es schwer, solche Bücher mit ihr anzugucken. Am liebsten würden wir ihr natürlich erklären, dass dort eine falsche Realität gezeigt wird – wofür sie allerdings noch zu jung ist. Glücklicherweise haben wir inzwischen ein paar vegan-taugliche Kinderbücher gefunden (siehe unten rechts), die einerseits viele Tierbilder enthalten, aber auch auf altersgerechte Weise Tierhaltung infrage stellen oder ausschließlich Tiere in Freiheit zeigen.
Austausch
Wie die meisten Eltern machen auch wir uns oft Gedanken darüber, was Lina essen soll, welche Schuhe geeignet sind, welche Sonnencreme am besten ist usw. Normalerweise werden solche Themen mit Freunden und Verwandten diskutiert – doch im Hinblick auf vegane Ernährung, Kleidung oder Kosmetik finden wir selten Experten in unserem Umkreis, die Erfahrungen mit uns teilen können. Ein guter Weg, trotzdem Rat und Hilfe einzuholen, bietet natürlich das Internet. Auf Instagram, Twitter, Podcasts und Blogs finden wir Erfahrungsberichte anderer veganer Familien. Fast alle „veganen Hürden“ wurden schon mal von irgendjemandem im Netz diskutiert.
Ist Stillen vegan?
Erstaunlich oft wird mir die Frage gestellt, ob ich als Veganerin unser Neugeborenes stillen werde – das sei ja schließlich auch „tierische“ Milch. Anfänglich habe ich kopfschüttelnd oder lachend reagiert, doch dann festgestellt, dass diese Frage erschreckend oft ernst gemeint ist. Inzwischen versuche ich, die Gelegenheit zu nutzen, um über die Beweggründe unserer Ernährungsform ins Gespräch zu kommen. Ich erkläre dann, dass es einen großen Unterschied macht, ob eine Mutter freiwillig und selbstbestimmt ihr eigenes Kind säugt oder eine Milchkuh gezwungen wird, ihre Milch für Lebewesen einer anderen Spezies abzugeben.
Geburtsklinik
Wie bei meiner ersten Geburt möchte ich auch nach der bevorstehenden Entbindung ein paar Tage in der Klinik bleiben. Mein Horror vor der Krankenhaus-Verpflegung ist jedoch groß, sodass meine Kliniktasche zunächst aus veganen Aufstrichen, Hafermilch und Fruchtriegeln bestand. Glücklicherweise wurde diese Sorge bei einem Vorgespräch in der Klinik entkräftet: Warme, vegane Mahlzeiten seien überhaupt kein Problem und auf dem Frühstücks-Büfett gibt es sogar Sojamilch. Selbst in (manchen) Krankenhäusern scheint langsam ein Sinneswandel einzutreten.
Buchtipps
Diese Kinderbücher können wir empfehlen:
1. Schlunz: „Wuschel-Geschichten“, GrünerSinn;
2. Kirsten Boie: „Josef Schaf will auch einen Menschen“, Oetinger;
3. Joachim Ringelnatz: „Die Landpartie der Tiere“, Lappan;
4. „Der Wald“, Ravensburger (aus der Reihe „Wieso? Weshalb? Warum? junior“).
Webtipps
Auf diesen Websites informieren wir uns: www.tofufamily.de,
www.gemuesebaby.de, www.vamily.de, www.vegane-familien.de