Der vegane Online-Anbieter boutique vegan, der nicht nur in Deutschland, sondern auch in Frankreich viele Kundinnen und Kunden hat, wehrt sich gegen das Verbot des französischen Gesetzgebers zur Verwendung von fleischähnlichen Begriffen für pflanzliche Fleisch-Alternativen.
FOTO: PR
Vergangenheit:
Frankreich verbietet fleischähnliche Begriffe für Veggie-Alternativen
Am 13. April 2018 wurde in Frankreich eine Gesetzesänderung vorgenommen. Den
Änderungsantrag stellte Jean-Baptiste Moreau. Er ist Rinderzüchter, Glyphosat-Befürworter und Abgeordneter der Macron-Partei LREM.
Die aktuelle Änderung besagt, dass fleischähnliche Begriffe wie Steak («steak»), Filet («filet»), Bacon («bacon») und Wurst («saucisse») für pflanzliche Alternativen nicht verwendet werden dürfen (http://www.assemblee-nationale.fr/15/amendements/0627/CION-ECO/CE2044.asp).
Da nur wenige, konkrete Begriffe genannt werden, ist die Sachlage nicht eindeutig ersichtlich.
Gegenwart:
Schikane ohne Gesetzesgrundlage gegen boutique vegan
boutique vegan hat Post von der Direction générale de la concurrence, de la consommation et de la répression des fraudes (DGCCRF) erhalten. Die DGCCRF ist eine französische, staatliche Behörde: die Generaldirektion Wettbewerb, Verbraucherschutz und Betrugsbekämpfung.
Die Forderung der DGCCRF: boutique vegan soll jegliche Art der Bezeichnung in
Anlehnung an Fleisch- und Wurstwaren unterlassen.
Dabei geht es nicht nur um die durch die Gesetzesänderung eindeutig verbotenen
Begriffe. Es soll jegliche begriffliche Anlehnung an Tierarten oder an
Fleisch- bzw. Wurstwaren unterlassen werden. Diese dienen jedoch der
präzisen Beschreibung von Lebensmittel-Charakteristika wie des Geschmacks, der
Konsistenz bzw. Textur der Veggie-Alternativen. Dadurch ist die Kundschaft nicht
im Stande, transparent und eindeutig zu erkennen, um was für Lebensmittel es
sich konkret handelt.
Namen wie „Gewellte Sojastange mit Raucharoma“ oder „Granulat auf
Erbsenproteinbasis zum Einweichen“ klingen nicht nur unattraktiv – auch der Nutzen
der Produkte ist nicht klar ersichtlich.
Für diese Forderung der DGCCRF gibt es keine Rechtsgrundlage. Dies bestätigt
die französische Anwältin von boutique vegan. Kommt das E-Commerce-Unternehmen
der Forderung nicht nach, drohen hohe Bußgelder.
Weiterführende Informationen:
https://ze.tt/bis-zu-300-000-euro-strafe-frankreich-verbietet-begriffe-wie-tofuwuerstchen/
Zukunft:
Boutique vegan zieht vor Gericht – für die Zukunft des veganen Marktes
Gegen diese ungerechtfertigte Forderung kann nur auf gerichtlicher Ebene vorgegangen werden. Daher wird boutique vegan vor Gericht ziehen.
Boutique vegan-Gründerin Miriam Brilla äußert sich hierzu wie folgt:
„Dies ist ein sehr bedeutsamer Schritt und das Urteil vor Gericht ist ein wichtiger Meilenstein für die Zukunft. Es geht um mehr als die Begriffe für pflanzliche Alternativen. Es geht darum, dass eine nachhaltige Wirtschaftsbranche, die sich für unsere Gesundheit, das Wohlergehen der Tiere und weniger Leid einsetzt, systematisch eingeschüchtert und eingeschränkt wird.“

Drei Fragen an Miriam Brilla zum Thema:
Warum drohen hohe Bußgelder, wenn es keine Rechtsgrundlage gibt?
Weil es Schikane ist und die Behörde uns schon mehrmals im Vorfeld klar gemacht hat, dass sie die Interessen der Fleisch-Lobby und deren Vorschlagspapiere durchsetzen wird.
Hat sich bereits Widerstand veganer Produzenten in Frankreich gebildet und gibt es dementsprechende Pläne, gegen diesen Beschluss zu klagen?
Wir haben bereits über die Anwältin Kontakt zu mehreren Firmen aufgenommen, bisher ohne Ergebnis, wir warten noch. In Deutschland haben wir auch mehrere Firmen kontaktiert, die auf dem EU- und FR-Markt unterwegs sind, auch über die VeggieAG und EcoVeg Label, jedoch bisher auch noch keine konkreten unterstützenden Rückmeldungen.
Wir klagen als boutique vegan auf jeden Fall gegen diese Forderungen und wehren uns und damit eigentlich für jeden einzelnen Produzenten im Portfolio, da wir selbst nicht produzieren.
Wie sehen eure kurzfristigen Maßnahmen für den französischen Markt aus?
Weiterhin die Öffentlichkeit dafür zu sensibilisieren, wie weit die Fleisch-Lobby da geht und, dass es um die Zukunft des Marktes geht – das ist nur der Anfang, das wissen wir!