
FOTO: Sascha Koglin
In dieser Serie befragt Chefredakteur Dirk Müller Persönlichkeiten aus der veganen Welt. Nicht die Tagesaktualität steht im Vordergrund – sondern inspirierende Lebensläufe
ZUR PERSON:
BIANCA ZAPATKA
Die 31-jährige ausgebildete Fitness-Trainerin aus Herford mit sowohl deutschen als auch polnischen Wurzeln zählt mit rund 750.000 Instagram-Followern und Millionen Klicks auf ihrem Blog hierzulande zu den bekanntesten Vegan-Influencern und mit ihren Büchern zu den erfolgreichsten veganen Autorinnen. Sie kreiert nicht nur alle Rezepte selbst, sondern ist dabei auch ihre eigene Food-Stylistin und -Fotografin:
Hallo Bianca, wir starten wie immer mit der Tee-Frage: Hast du einen Lieblingstee?
Nicht nur einen! Ich bin ein ziemlicher Tee-Junkie. Die Vorlieben wechseln sich ab, mal Pfefferminztee, mal süßer Kamillentee, mal Basenmischung; zurzeit ist es Berry-Tee.
Du bist als vegane Food-Bloggerin und auch als Rezeptbuchautorin sehr erfolgreich. Eine Besonderheit ist, dass du deine eigene Food-Stylistin und -Fotografin bist und die Rezepte in deinem eigenen Stil in Szene setzt. Hast du dir das Arrangieren usw. selbst beigebracht?
Ja, ich habe schon als Kind gern kreativ dekoriert und gestaltet. Das liegt bei uns ein bisschen in der Familie, wie auch das Kochen und Zubereiten. Ich habe zwei polnische Omas, die beide gelernte Köchinnen sind, und bei beiden habe ich große Teile meiner Kindheit verbracht. Da konnte ich viel über traditionelle Rezepte lernen. Als Kleinkind saß ich schon in der Küche auf der Arbeitsfläche und konnte alles beobachten. Meine Omas haben noch alles selbst gemacht, auch Nudeln, Brot usw. Und mit meiner Mutter bin ich von klein auf sehr viel gereist und habe dabei eine große kulinarische Vielfalt kennengelernt. Auch mein Vater hat immer gern gekocht, vor allem asiatisch. Später habe ich dann auf Jobbasis eigene gastronomische Erfahrungen sammeln können, etwa in der mallorquinischen, französischen oder mexikanischen Küche.
Die kulinarische Kreativität wurde dir in die Wiege gelegt und ist immer weiter gewachsen …
Das kann man so sagen. Irgendwann habe ich dann angefangen, eigene Rezepte zu entwickeln. Nicht von Anfang an alle vegan, aber zunehmend und irgendwann dann ausschließlich.
Wie kam es dazu?
Ich habe eine Fitnesstrainer-Lizenz und in der Ausbildung ging es auch um Ernährungspläne. Hähnchenwraps, Thunfischteaks, Omelettes mit zehn Eiern… Ohne tierische Proteine ging da kaum was. Ich hab mir gedacht, das kann eigentlich nicht wahr sein, das kann z. B. nicht gut sein für den Säure-Basen-Haushalt, ganz abgesehen von Stichworten wie Massentierhaltung, Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Also habe ich angefangen, die Rezepte aus den Plänen nach und nach auf vegan umzustellen, also vor allem das tierische Eiweiß durch pflanzliches zu ersetzen. Das lernt man natürlich nicht von heute auf morgen, und zu dem Zeitpunkt vor etwa zehn Jahren gab es auch noch nicht so viele vegane Alternativen. Wie ersetze ich Eier, wie geht veganes Curry, wie würzt man vegane Speisen usw. – das habe ich mir alles so nach und nach angeeignet. Vieles funktioniert mit Pilzen, Hülsenfrüchten, Nüssen …
Und damit startete dann dein Blog?
Mit meinem Blog ging es 2013 los, aber vorher habe ich schon Rezepte in Facebook-Gruppen veröffentlicht. Seit 2015 poste ich auch auf Instagram.
Worauf führst du deinen immensen Erfolg zurück?
Na ja, zum einen auf die Originalität und Kreativität der Rezepte und zum anderen auf das Styling und die Qualität der Rezeptbilder. Mein Deko-Stil mit viel Liebe zum Detail war ja schon was Neues im Vergleich zum üblichen Food-Styling. Ich liebe es, hier noch ein paar Gewürzkörner und dort noch ein paar Pinienkerne zu drapieren… Mittlerweile wird mein Style natürlich oft als Inspiration genommen.
Wie lange dauert es eigentlich, ein neues Rezept zu kreieren?
Bis zum Posting alles in allem etwa 30 Stunden. Inklusive Englisch-Übersetzung des Rezepttextes.
Gute Info für alle, die glauben, erfolgreich Rezepte zu bloggen sei leicht verdientes Geld!
Die Arbeit ist nun mal da, vom Einkaufen über die Rezeptentwicklung bis zum Styling. Oft sind ja auch Schritt-für-Schritt-Bilder dabei oder ich drehe ein Video dazu. Oder beides. Ich bin da ein bisschen perfektionistisch veranlagt, aber das ist auch mein Anspruch.
Ein Fulltime-Job … Und du machst das alles ganz allein?
Das ist ehrlich gesagt schon mehr als ein Fulltime-Job; es geht oft bis spätabends und dann am nächsten Morgen gleich weiter. Von daher wäre ich manchmal schon froh, ein kleines Assistenzteam zu haben, zum Beispiel auch für professionelle Zubereitungsvideos, bei denen ich auch mal vor statt immer nur hinter der Kamera stehe.
Noch mal zu deinen Büchern: Welche würdest du totalen Vegan- Anfängern empfehlen?
„Vegan Foodporn“ und „Vegan & Easy“ – da stehen viele Klassiker drin, allgemein bekannt und einfach in der Zubereitung. Aber im Grunde kann ich natürlich alle meine Bücher empfehlen. Ich werde manchmal gefragt, ob ich zu meinen Rezepten nicht Schwierigkeitsgrade angeben könnte. Aber das fällt mir schwer, weil jedes Rezept erst mal aufwändig ist, wenn man es noch nie zubereitet hat. Beim zweiten Mal ist es dann schon viel einfacher. Also bitte keine Berührungsängste!
Was ist das Besondere an deinem neuen Buch „Vegan Paradise“?
Das Buch ist definitiv eine Bereicherung für alle, egal ob Veganer oder nicht, ob Anfänger oder fortgeschritten. Ein kulinarischer Rundumschlag aus der asiatischen, amerikanischen, mediterranen, orientalischen und karibischen Küche, aber auch mit Klassikern aus der Heimatküche. Und alles mit einfachen Zutaten und detaillierten Schritt-für-Schritt Anleitungen. Von süß bis salzig, hier wird wirklich geschlemmt!
Starten wir zum Abschluss eine kleine Zeitreise: Wo siehst du dich in 5 Jahren?
Auf jeden Fall immer noch im selben Bereich! Die Arbeit macht mir einfach Spaß und ist bei allem Aufwand trotzdem nach wie vor unendlich kreativ. Toll wäre eine eigene Sendung! Mit Rezepten, Koch- und Foodstylingtipps und -tricks usw. Ich habe mir viel Wissen angeeignet, das man so nirgends lernen kann, auch nicht an der Uni. Dieses Wissen würde ich gern weitergeben.

Buchtipp
Vegan Paradise
Himmlische Rezepte aus aller Welt
Zapatka, Bianca
Fotografiert von Zapatka, Bianca
ISBN 978-3-95453-241-4
Becker Joest Volk Verlag