
Krankheiten und falsche Ernährung hängen eng zusammen – dabei ist es nicht schwer, Gesundheit und Wohlbefinden in die eigenen Hände zu legen. Wir müssen nur die richtigen Entscheidungen treffen
von Stefan Lehner
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Wenn wir mit Krankheit konfrontiert sind, sei es Grippe oder in schwerwiegender Form wie Krebs, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Problemen, wie oft denken oder sagen wir dann „Oh, ich habe schlechte
Gene!“, „Das ist normal, das hat jeder“ oder „Ich werde einfach älter“? Manchmal meinen wir sogar, dass Krankheit etwa Bestrafung oder ein uns auferlegtes Schicksal sei.
Doch wie wäre es, gesundheitliche Fragen einmal aus einem rationaleren Gesichtspunkt zu betrachten? Krankwerden ist immer eine Konsequenz von etwas, daher muss es auch eine Ursache geben. Wie
bereits der indische Mönch Swâmi Prajnânpad sagte: „Für jede Wirkung gibt es eine zugrundeliegende Ursache.“ Den Effekt, das heißt die Konsequenz von etwas, nennen wir Krankheitssymptom. Es ist
erfreulich zu sehen, dass heute – neben dem Fokus auf die Behandlung von Symptomen – immer mehr Rücksicht auf das Verständnis, die Heilung und die Beseitigung der Ursache genommen wird.
Und doch bevorzugen wir meist „Quick-fix“-Lösungen. Wir leben in einer Welt, in der Dinge sofort abgehakt oder aus dem Weg geräumt werden müssen. „Ich nehme ein Medikament, ich muss mich nicht
weiter darum kümmern, es funktioniert, alles erledigt sich von selbst“ ist oft die dominierende Denkweise.
Die richtige Basis
Unser Körper besitzt beeindruckende Selbstheilungskraft und Abwehrmechanismen – vorwiegend mittels eines starken Immunsystems. Aber im Gegensatz zur „Schnelllösung“ erfordert tief greifende
Heilung eben Zeit, Beharrlichkeit und Vertrauen. Was ist nun ein guter Ausgangspunkt für Gesundheit und Wohlbefinden eines Menschen? Die Antwort ist Ernährung, obwohl natürlich der gesamte
Lebensstil (wie Fitness, emotionales und psychische Gleichgewicht, Umwelteinflüsse) ebenfalls maßgeblichen Einfluss nimmt. Über die Nahrungsaufnahme müssen alle nötigen Makro- und Mikronährstoffe
dem Körper zugeführt werden: a) in ausreichenden Mengen, b) in guter und sauberer Qualität (z. B. ohne chemische Belastungen und Schwermetalle) und c) in resorbierbarer, also für den Darm
aufnahmefähiger Form.
Natürlich darf das Essen dabei nicht zu einer Wissenschaft oder einer permanenten mathematischen Herausforderung werden. Es soll schmecken, Freude machen und unser Sozialleben unterstützen. Im
Grunde genügt es, einige grundlegende Prinzipien zu befolgen und ein minimales Verständnis zu haben, wie Ernährung funktioniert.
Heute ist diese Information auch problemlos erhältlich. Bis zu einem Punkt, an dem die Herausforderung nicht mehr der Zugang zur Information ist, sondern die Überlastung mit einer enormen Menge
an Information. Und wir sind einer Kakophonie widersprüchlicher Aussagen ausgesetzt, ferner der Macht des Marketings (dem wir Worte wie Superfood und Detox verdanken) sowie veralteten Mythen
wie „Milchkonsum ist für ausreichende Kalziumzufuhr notwendig“ oder „Fleischverzehr ist für ausreichende Proteinzufuhr erforderlich“.

Ein Leben in Balance kann nur über gesunde Ernährung funktionieren.
Mit Neugier, Ausdauer und Engagement gibt es eine ganze Menge zu entdecken
Lebensstil-Krankheiten
Auch wenn wir es nicht gerne hören, sind Krebs (in den meisten Fällen), Diabetes Typ 2, hoher Cholesterinspiegel, Bluthochdruck, verstopfte Arterien und viele andere
kardiovaskuläre Erkrankungen in erster Linie Krankheiten des Lebensstils. Man könnte diese sogar Wohlstands- oder Lifestyle-Krankheiten nennen. „Lifestyle“ umfasst dabei Faktoren wie
Umweltbelastung, Luftqualität, Verschmutzung mit Schwermetallen und chemischen Partikeln, psychischer und emotionaler Stress, spirituelle Leere und natürlich – zu einem sehr großen Teil – unsere
Ernährung. Schon 1864 schrieb der Philosoph und Anthropologe Ludwig Feuerbach den berühmten Satz: „Du bist, was du isst.“
Ich rufe regelmäßig meinen Klienten in Erinnerung, dass Nahrung – neben Wasser und Sauerstoff – der einzige „Kraftstoff“ für unseren Körper ist. Es würde uns nicht ernsthaft einfallen, ein
Diesel-Auto mit Benzin zu betanken, wir sind aber weniger vorsichtig, wenn es um das Essen geht. Oft denken wir nicht zweimal darüber nach, was wir unserem Körper zuführen („Hauptsache, es
schmeckt gut“). Wir nehmen noch weniger Rücksicht auf die – oft bekannten – langfristigen Folgen von Ernährungsentscheidungen auf unsere biologischen Systeme.
Schuldzuweisungen
Ich beobachte häufig eine vereinfachende oder gänzlich falsche Argumentation, wenn wir die Ursachen von gesundheitlichen Problemen diskutieren. Wir neigen dazu, Dilemmata zu rechtfertigen, indem
wir „äußere Faktoren“ verantwortlich machen, wie etwa Vererbung, fortgeschrittenes Alter, Pech oder Schicksal.
Aber fehlt hier nicht etwas die Logik? Die Mehrheit von uns wird zustimmen, dass „gesundes Essen“ dazu beiträgt, gesundheitliche Probleme zu vermeiden sowie Widerstandskraft und Wohlbefinden zu
erhöhen. Und doch ignorieren wir immer wieder den offensichtlichen Zusammenhang zwischen Gesundheit und Ernährung, indem wir sagen: „Ich fühle mich gut, daher bin ich gesund“, „Das Leben ist
schon hart genug“, „Essen ist ein Vergnügen, ich will das Leben genießen.“ Umgekehrt fällt es uns viel schwerer anzuerkennen, dass unausgewogene Ernährung und ein ungesunder Lebensstil die
Entwicklung von Krankheiten begünstigt. Immer wieder rechtfertigen wir unseren mittelmäßigen oder alarmierenden Gesundheitszustand, indem wir hauptsächlich auf äußere Faktoren hinweisen. Auf
emotionaler Ebene kommt oft hinzu, dass wir insgeheim ein Schuldgefühl mit uns herumtragen, die Schuld aber woanders suchen – nur nicht bei uns.
Tiefer Wandel braucht Zeit
Es gilt daher mehr Eigenverantwortung für Entscheidungen im Leben zu übernehmen. In Bezug auf die Gesundheit bedeutet dies, für das eigene Essverhalten bewusst Verantwortung zu übernehmen. Wir
können sofort beginnen, mehr Verantwortung zu tragen für das, was auf den Teller kommt, und bewusster entscheiden. Das ist zu Beginn nicht unbedingt einfach, da man sich dabei eventuell mit
Fehlern und Enttäuschungen auseinandersetzen muss. Dies ist alles Teil eines Transformationsprozesses, der aber gleichzeitig die Möglichkeit eröffnet, den Einfluss auf unsere Gesundheit und unser
Leben zu stärken. Mehr Eigenverantwortung ermöglich uns, motivierter, neugieriger und hartnäckiger einen anderen und gesundheitsfördernden Weg zu beschreiten. Tiefer Wandel braucht jedoch Zeit,
Ausdauer, Engagement, aktives Handeln – und eine gute Portion Vertrauen. Erst wenn wir wirkliche Eigenverantwortung für unser Tun zeigen, legen wir die Basis für echte und dauerhafte
Transformation.
Wir leben in einer Zeit, in der das Bewusstsein für gesunde Ernährung steigt, altes Denken infrage gestellt und mehr Rechenschaftspflicht der Lebensmittelindustrie eingefordert wird. Die Richtung
stimmt also, auch wenn ich hoffte, dass dies schneller geschähe. Bleiben wir optimistisch und denken an Arthur Schopenhauer, der sagte: „Alle Wahrheit durchläuft drei Stufen. Zuerst wird sie
lächerlich gemacht oder verzerrt. Dann wird sie bekämpft. Und schließlich wird sie als selbstverständlich angenommen.“

// REZEPT //
Stefans „Aufwach-Guten-Morgen“-Green Juice
Zutaten: Grünes Blattgemüse (Grünkohl, Spinat) • 1 Gurke •
Petersilie, großzügig • 2 Stangen Sellerie • 1 Zitrone • 1 Apfel • 1 Stck. Ingwer • 1 kl. Stck. Kurkuma.
Zubereitung: Alle Zutaten mithilfe eines Entsafters zu einem Green Juice verarbeiten.
Alternativen: Sonnenblumengrün, Broccoli, Fenchel, Kohlrabi, Birnen. Achtung: Maximal eine süßende Zutat (Apfel, Birne, Rote Rübe, Karotte).
Stefan Lehner (43)
… ist Ernährungs-Coach und arbeitet sowohl mit Einzelpersonen als auch in Unternehmen. Sein Fokus liegt darauf, einen individuellen Zugang zu Nahrungsmitteln und zum Essen zu schaffen.
Neben Ernährungsberatung nutzt er professionelle Methoden des Management Coachings, um dauerhafte Transformationsprozesse einzuleiten und zu verankern.
www.thevibrantfactory.com