
Wer vegane Motivation sucht und zwei Powerfrauen findet, ist wahrscheinlich bei Beautiful Commitment gelandet – einem Projekt, das mit Spirit begeistern will
von Dirk Müller
FOTOS: BEATE FÖRSTER
„Mitgefühl und Respekt allen Lebewesen gegenüber und das Teilen der veganen Lebensweise ist unsere Mission. Die Schönheit dieser Verpflichtung zu erkennen, sie zu leben und zu lieben, ist unsere Vision. Für dich, deinen Lifestyle und deine Persönlichkeitsentwicklung“ – was vielleicht erst mal klingt, als würde man durch Katalogseiten blättern, ist bei näherem Betrachten alles andere als nur schöner Schein: Zwei Powerfrauen aus Hamburg, Caroline von Schwerin und Stephanie Klann, beide mit Business-Background und Wurzeln im Tierrechts-Straßenaktivismus, haben sich einem smarten Aktivismus verschrieben, um Menschen von einer veganen Lebensweise zu überzeugen und zu begeistern. „Beautiful Commitment“ nennen sie sich, ihre Website, den Podcast und alle Social-Media-Kanäle. Commitment im Sinne von Engagement, aber auch als Bekenntnis, Einsatz und Verpflichtung.
Veganer dürfen laut sein? Nein, sie müssen laut sein!
Als sie 2018 antraten, um erklärtermaßen „Weltretten sexy“ zu machen, hatten sie den Eindruck, dass zu viel geschwiegen werde, auch und gerade in der veganen Ecke – also dort, wo reflektierter Konsum und rein pflanzliches Leben bereits verankert sind. Was fehlte also? Offenbar der Mut, für die vegane Idee und Überzeugung nachhaltig zu trommeln. „Sozialer Druck, gesellschaftliche Zwänge und vor allem Ängste und mangelndes Selbstvertrauen lassen noch unfassbar viele von uns stumm bleiben“, so ihre Beobachtung damals wie heute. Und so schmiedeten sie einen Pakt zur Selbstverpflichtung, und dieser lautet nach wie vor: „Nicht nur uns selbst, sondern auch andere für veganes Leben zu begeistern – das macht den großen Unterschied!“
Aber kann man Veganismus und Tierreichte wirklich aus der Nische holen und sogar irgendwie „sexy“ machen? Jedenfalls ziehen beide viele Register wie Podcast, Seminare und Einzel-Mentoring, – immer mit dem Ziel, zu motivieren, zu begeistern und positive Kräfte freizusetzen, die bekanntlich in jeder und jedem von uns schlummern. Wer bereits vegan lebt, wird eingeladen Selbstvertrauen zu tanken: Für die persönlichen Werte einstehen statt klein beigeben, ein Vorbild werden, das Licht nicht mehr unter den Scheffel stellen: „Die Welt verdient es, dass wir alle unser volles Potenzial ausleben!“, so die Botschaft.
Grundlage ihrer Motivationsarbeit ist das Modell „Mastering the Change“, dessen Zielsetzung mit schönen Metaphern nicht spart: „Selbstbewusst und happy zum strahlenden Vorbild für andere zu werden, das wollen wir möglichst vielen Menschen ermöglichen." Menschen empowern, ihre ganze Schöpferkraft freisetzen, sie dazu bewegen, sich im eigenen Umfeld mit Klarheit und Nachsicht für die vegane Bewegung zu positionieren – wer solche Ziele und Absichten formuliert, geht über das bloße Anbieten und Vermitteln einfacher Motivationsstrategien sicherlich ein großes Stück hinaus. Auch veganen Businessgründern bieten die beiden Hamburgerinnen ihren Service etwa in Form von „Mastermind-Workshops“ an.
Motivation zu mehr Mitgefühl? Alles umsonst
Alles nur Geldmacherei? Fragen wie diese mögen sich aufdrängen, laufen aber ins Leere. Denn zum einen sind viele Angebote schlichtweg gratis, darunter der bereits über 100 Folgen umfangreiche Podcast und das Online-Workbook (s. Infobox S. 36) – eine Art Hausaufgabenhilfe zur Selbstreflexion und Weiterentwicklung. Zum anderen spricht auch die mitreißende Dynamik der beiden dafür, dass ihre eigentliche Motivation im Grunde reine Empathie ist: Die Liebe zum Leben und zu seinen Geschöpfen, die ein Handeln genau genommen zwingend notwendig macht: „Mitgefühl zu leben, Verantwortung übernehmen zu wollen und ins Handeln zu kommen, sind Tugenden, die wir nicht altbacken finden, sondern moderner und schöner denn je!“ Propagiert wird im Grunde eine Botschaft mit ernstem Hintergrund, aber voller guter Laune: „Tierrechtsaktivismus und Veganismus dürfen hell, leuchtend, strahlend und vor allem ansteckend sein!“, lautet ein wiederkehrendes Credo der beiden Aktivistinnen.
Hier zeigt sich veganer Aktivismus selbstbewusst und smart, ohne zu belehren oder zu missionieren, sehr wohl aber mit hehrem Ziel und hohem Anspruch: Ein persönlicher Veggie-Day in der Woche, so die Botschaft, ist viel, viel zu wenig an der Schwelle zum dritten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts, ja selbst die Entscheidung für veganes Leben „im stillen Kämmerlein“ genügt nicht mehr, um das Ruder herumzureißen und einen Weg zu finden aus Klimakrise und Artensterben, und auch hinaus aus einem Leben voller lascher Kompromisse unter Duldung von endlosem Tierleid und -tod.
Vegane Bewegung: Jedes einzelne Engagement zählt
„Die vegane Bewegung braucht dich mit deinen Fähigkeiten und deiner Geschichte. Genau dich!“ Wer sich angesprochen fühlt ist eingeladen, sich vom „schönen Bekenntnis“ inspirieren und mitreißen zu lassen.
Weitere Infos:
www.vegan-fuer-mich.de/e-paper Nr. 8 2020, Seite 36-39

Interview: „Aktivismus statt Weltschmerz“
Was hat euch denn auf den Namen „Beautiful Commitment“ gebracht?
Als wir vegan wurden, war uns beiden klar, dass wir uns aktiv dafür einsetzen wollen, das Thema Tierausbeutung in die Geschichtsbücher zu verbannen. Durch diesen Aktivismus konnten wir den
anfänglichen Weltschmerz bald überwinden. Heute erlauben wir uns wieder glücklich zu sein. „Wirken – Erfüllung – Glück“ hat dafür gesorgt, dass unser Commitment zu etwas Wunderschönem geworden
ist.
Immer wieder hört man: „Ich kann eh nichts ändern“. Wie seht ihr das?
Jeder Mensch hat eine besondere Gabe, Fähigkeit oder Talent. Wir sind alle einzigartig. Jedes Individuum ist unentbehrlich in dieser Bewegung, ein wichtiges Puzzlestück im großen Ganzen. Zu
denken „Ich allein kann eh nichts ändern!“ oder „Ich bin nicht gut genug!“ sind limitierende Glaubenssätze, die es gilt aufzulösen. Dies ist eine unserer selbstgewählten Aufgaben und ein
Schwerpunkt unserer Arbeit mit „Beautiful Commitment“.
Welche Tipps habt ihr für Menschen, die sich engagieren möchten?
Jede und jeder kann eine Sache richtig gut. Irgendeine Sache! Und diese eine Sache feilst du aus und wirst immer besser darin, um dich dann mit Leichtigkeit und Freude genau damit für die Tiere
einzusetzen. Aktivismus hat unglaublich viele Gesichter: Kochen, Backen, Malen, Zeichnen, Handwerken, Programmieren, Designen, Beraten, Texten, Verkaufen, Connecten, Netzwerken, Organisieren,
Leiten, Gärtnern, Entwickeln, Entwerfen, Kreieren, Erfinden bis hin zu spenden, um denen zu helfen, die schon etwas bewegen und verändern. Jeder Mensch kann etwas tun!
Tierrechtsaktivismus ist auch mit Frustration und Rückschlägen verbunden. Wie geht ihr damit um?
Wir drücken dann auf den „Reset-Button“ und sagen uns: Wenn du ein einziges Leben rettest, ist es all das wert. Was die meisten Menschen zum Lebensende bereuen, sind nicht die Dinge, die sie
getan haben, sondern die nicht getanen.
Weitere Infos:
www.vegan-fuer-mich.de/e-paper Nr. 8 2020, Seite 36-39
INFOS
Die ganze Welt von Beautiful Commitment
• Podcast: „BEAUTIFUL COMMITMENT – Bewege etwas“; mittlerweile über 100 Episoden
• Kostenloses Online-Workbook: „Beautiful Commitment – Homework“
• Exklusives 1:1-Mentoring: „Inspiration Hour“
• Tages-Seminar: „Bewege etwas – Inspiration Day“
• Alle näheren Infos dazu gibt's auf www.beautifulcommitment.de unter dem Reiter: Für mich
• Außerdem: Präsenz auf Instagram, Facebook, YouTube sowie Spotify und Apple (jeweils Podcast)