Vegane Pioniere: Thich Nhat Hanh

EIN BOTSCHAFTER DES FRIEDENS IM SINNE ALLER LEBEWESEN

 

von Alma Pfeifer

FOTO: THINKSTOCK.COM; WIKIIMEDIA/DUC (PIXIDUC) PARIS, FRANCE, -/D NELSON - ARRIVAL/WIKIPEDIA (2)


Unermüdlich spricht der 92-jährige buddhistische Mönch, Schriftsteller und Lyriker von Frieden, Liebe, Verbundenheit und dem achtsamen Leben im Hier und Jetzt. Thich Nhat Hanh inspiriert seit vielen Jahrzehnten Millionen von Menschen auf der ganzen Welt, Nächstenliebe und Achtsamkeit zu leben und in Dankbarkeit für das Wunder des Lebens zu denken und zu handeln. 

 

„Alles, was du sagst, jede Handlung, die du vollziehst, trägt deine Unterschrift“

Thich Nhat Hanh

 


Jahrzehnte im Exil

Martin Luther King Jr. war so bewegt von den Bestrebungen Thich Nhat Hanhs, Frieden in dessen Geburtsland Vietnam herzustellen, dass er ihn 1967 für die Nominierung des Friedensnobelpreises empfahl. Die südvietnamesische Regierung war weniger begeistert von diesen Friedensbemühungen. Als Thich Nhat Hanh 1966, nach einer Friedensmission in den USA und Europa, in seine Heimat zurückkehren wollte, wurde ihm die Einreise verweigert. Seither lebt er im Exil, zuerst in den USA, wo er an der Princeton University New Jersey studierte und lehrte, seit Ende der 60er-Jahre in Frankreich. Dort gründete er 1971 die Landkommune „Les Patates ­douces“ und 1982 in der Nähe von Bordeaux sein bis heute bestehendes Praxis- und Seminarzentrum „Plum Village“, das jährlich von Tausenden Menschen besucht wird. 2005 konnte er erstmals für drei Monate zu Vorträgen und öffentlichen Meditationen nach Vietnam zurückkehren.
Mit 16 Jahren trat der 1926 geborene Thich Nhat Hanh dem Kloster bei. Von Anfang an zeichnete ihn eine Leidenschaft aus, den die Zen-Buddhisten als „The Beginner’s Mind“ bezeichnen – Leidenschaft für Wissen und Wahrheit. Seit seiner Jugend gründete er mehrere Organisationen, die sich für den Frieden, frei zugängliche Bildung und die Unterstützung der Armen einsetzen.


Vegan aus Mitgefühl

Seit mehr als 75 Jahren lebt er als Mönch und reist in seiner braunen Kutte als Botschafter des Friedens und der Achtsamkeit um die Welt. Daneben schrieb er mehr als hundert Bücher. Eines der bekanntesten ist der 1995 veröffentlichte Bestseller „Living Buddha, Living Christ“ (deutsch: „Buddha und Christus heute. Verbindende Elemente von Buddhismus und Christentum“). Seit Jahrzehnten lehrt Nhat Hanh oder „Thây“, wie seine Schüler ihn nach dem vietnamesischen Wort für „Lehrer“ nennen, dass Mitgefühl gegenüber Tieren einen großen Teil eines spirituellen Lebens ausmache.


Mit jeder Mahlzeit die Wahl

„Wir wählen mit jeder Mahlzeit, ob wir der Welt helfen oder schaden“, sagt Thich Nhat Hanh. Sich pflanzlich zu ernähren sei eine aktive Entscheidung für die Gesundung unseres Planeten. Seit 2007 ernährt er sich vegan. Auch im „Plum Village“, seinem Retreat-Zentrum in Südfrankreich, wird bei den Mahlzeiten seither auf tierische Produkte verzichtet. In dieser buddhistischen Gemeinschaft, zusammengesetzt aus fast 200 Mönchen und Nonnen, ernähren sich Mitglieder und Besucher rein pflanzenbasiert. Als Grund heißt es auf der Webseite der Institution: „Wir sind vegan, um unser Mitgefühl zu nähren und unseren Planeten zu schützen.“
In seinem 2016 erschienenen Büchlein „How To Eat“ (deutsch: „Einfach essen“) beschreibt Thich Nhat Hanh grundlegende Werte eines achtsamen Konsums, vom Einkauf über die Zubereitung der pflanzlichen Nahrung und dem bewussten Essen bis hin zum Geschirrspülen. Und zeigt damit, welche Auswirkungen unsere Ernährungsgewohnheiten haben können – nicht nur auf die Umwelt, sondern auch auf andere Menschen.  


Die Gewalt in uns stoppen

Thich Nhat Hanh geht auch auf Gewalt gegen Tiere durch das Fleischessen ein: „Indem wir die Nahrungsquelle von Gewalt und Leid unterbrechen, unterbrechen wir die Gewalt in uns selbst. Liebe ist lebendig, genauso wie Hass. Nähren wir die Liebe in uns, wird sie größer und überdeckt schließlich, sofern wir ihn nicht mehr füttern, den Hass.“ Nach wie vor engagiert sich der 92-Jährige für Gewaltfreiheit und ein achtsames Leben, aber auch für Flüchtlinge, politische Gefangene und hungernde Kinder. Wenn er nicht auf Reisen ist, lebt und lehrt er in „Plum Village“, wie jeder durch Achtsamkeit zum „Friedenswerkzeug“ werden kann.


// Thich Nhat Hanh //

… ist Begründer des sog. „Engagierten Buddhismus“. Damit versuchte er zunächst, dem Leid des Vietnamkriegs zu begegnen, ohne für eine Seite Stellung zu beziehen. Heute steht der Begriff für ein aktives humanistisches, ökologisches und soziales Engagement von Buddhisten weltweit.