Vegane Pioniere: Coretta Scott King

Die Frau an der Seite von Martin Luther King - stark für die Rechte der Schwachen und Unterdrückten; auch für die Rechte der Tiere

 

von Alma Pfeifer

FOTO: GETTYIMAGES.COM (2); PR



„Von klein auf fühlte ich mich berufen. Ich wusste, ich hatte etwas Wichtiges zur Welt beizutragen. Ich war verheiratet mit dem Mann, den ich liebte. Aber ich war ebenso verheiratet mit der Bewegung.“ Die Bewegung, zu der sich die zitierte Frau berufen fühlte, war die Bürgerrechtsbewegung in den USA der 1950er-Jahre. Der Mann an ihrer Seite war Martin Luther King.
Coretta Scott King wurde im April 1927 in Alabama geboren, als drittes von vier Kindern. Zwei Jahre später brach die Weltwirtschaftskrise aus. Ein Klima von Ungerechtigkeit, Rassismus und Diskriminierung prägte sie von klein auf. Dennoch wurde Coretta und ihren Geschwistern eine gute Schulausbildung zuteil. „Meine Kinder werden studieren, auch wenn das bedeutet, dass ich nur ein Kleid anzuziehen habe“, bestimmte Corettas Mutter.
Die gängige Diskriminierung von Afroamerikanern seitens der Schulbehörden erfuhr Coretta am eigenen Leib. Sie begann politisch aktiv zu werden und sich gegen die herrschende Ungerechtigkeit einzusetzen. Es war diesem Drang nach Gerechtigkeit zu verdanken, dass Coretta und der Theologe Martin Luther King 1952 zusammenfanden. Sie lernten sich während Corettas Gesangstudium kennen und heirateten im Juni 1953. Nach Abschluss ihres Klavier- und Studienzeit  zog sie mit ihrem Mann 1954 nach Montgomery, Alabama. Nicht ahnend, in welch brodelndem Kochtopf sie sich dort bald wiederfinden würde.

Die 1950er- und 60er-Jahre standen in den USA im Zeichen eines Kampfes
gegen die Benachteiligung afroamerikanischer Bürgerinnen und Bürger


An vorderster Front der Bürgerrechtsbewegungen

Die Lage spitzte sich gerade zu, als 1955 der „Montgomery Bus Boycott“ ins Leben gerufen wurde. Ein Protest der schwarzen Bürgerrechtsbewegung in Montgomery gegen die rassistische, separative Politik dieser Zeit. „Ich realisierte“, so Corettas Worte, „dass wir plötzlich an die Front einer großen Bewegung gestoßen wurden. Einer Bewegung, die der Unterdrückung von Afroamerikanern ein Ende setzen sollte, nicht nur in Montgomery, sondern im ganzen Land, mit weltweiten Auswirkungen, und ich fühlte mich gesegnet, Teil einer solch ehrenhaften und geschichtsträchtigen Sache zu sein.“
Coretta wusste, dass sie für den Traum einer gerechten Gesellschaft ihren eigenen Traum von einer Gesangskarriere aufgeben musste. Dass sie mit dem Kampf gegen die Ungerechtigkeit auch ihre eigene Sicherheit aufgab, musste sie erkennen, als jemand im Dezember 1956 eine Kugel durch die Eingangstür ihres Hauses jagte, während sie, Martin und ihre kleine Tochter schliefen. Im selben Jahr wurde auf das Haus, in dem sich Coretta, ihre Tochter und eine Freundin aufhielten, ein Bombenattentat verübt. Sie blieben unversehrt, das Haus wurde fast völlig zerstört. „In dieser Nacht verlor ich meine Angst zu sterben“, sagte sie später.


„Der Wert einer Gesellschaft wird am besten gemessen

an den mitfühlenden Handlungen ihrer Mitglieder“

Coretta Scott King, Ehefrau von Martin Luther King

 


Veganes Leben als logische Folge ihrer Überzeugungen

Nach der Ermordung ihres Mannes am 4. April 1968 führte Coretta das gemeinsame Bestreben nach Gerechtigkeit fort. Sie setzte sich für die Rechte von Frauen und Kindern, Schwulen und Lesben, für Religionsfreiheit, gleiche Bildungschancen für alle, die Umwelt und nicht zuletzt für die Rechte der Tiere ein. Alle ihre vier Kinder beteiligten sich aktiv an den andauernden Bürgerrechtsbewegungen und arbeiteten für das „Martin Luther King Jr. Zentrum für gewaltfreien Sozialen Wandel“ in Atlanta, dessen Leitung Coretta später an ihren Sohn Dexter Scott King übergab. Seinem Vorbild war es zu verdanken, dass sie während der letzten 15 Jahre ihres Lebens eine vegane Lebensweise übernahm. Eine Umstellung, die laut ihren eigenen Aussagen nicht nur ihre Energie erhöhte, sondern auch den Alterungsprozess verlangsamte und sie vor Krankheiten wie Diabetes oder Bluthochdruck verschonte. „Veganismus ist die logische Erweiterung der Philosophie meines Vaters von Gewaltlosigkeit“, wurde Sohn Dexter 1995 in der „Vegetarian Times“ zitiert, der wiederum durch den Menschenrechtsaktivisten Dick Gregory zum Veganismus inspiriert wurde.
Coretta Scott King starb im Januar 2006. Ihr Einsatz gegen die Unterdrückung von Menschen und anderen Lebewesen sind Inspiration für viele, die ihren Traum und den Traum ihres Mannes von einer gerechteren Welt teilen.



// Coretta Scott King (1927–2006) //

Sie war die Frau hinter dem Mann mit dem Traum: Coretta Scott King stellte eigene Karrierepläne zurück, um gemeinsam mit ihrem Ehemann Martin Luther King gegen die Unterdrückung afroamerikanischer US-Bürger zu kämpfen. Später bezog sie auch die Rechte der Tiere in ihr Engagement ein.